Einfach ausgebrannt
Immer mehr Menschen leiden am Burnout-Syndrom. Hierleben sprach mit Berthold Glauer-Voß, Supervisor und Coach, über die vielschichtigen Symptome des Volksleidens, Überlastung und Balance.
Was genau versteht man unter dem Begriff Burnout?
Burnout heißt übersetzt „Ausbrennen“, doch es gibt keine allgemeingültige Definition. Das Burnout-Syndrom entwickelt sich über einen langen Zeitraum durch Dauerstress und geht mit Erschöpfung, Frustration und Hilflosigkeit einher. Die Betroffenen haben zum Beispiel keine Kraft und Motivation mehr für private und berufliche Anforderungen. Die physischen und psychischen Folgen können zu Arbeitsunfähigkeit, Verzweiflung und schlimmstenfalls zum Selbstmord führen.
Welche Art von Stress ist besonders gefährlich?
Grundsätzlich gilt: Stress muss nicht krank machen und automatisch Burnout verursachen. In der Stressforschung unterscheidet man zwischen positivem und negativem Stress. Positiver Stress kann zum Beispiel die bevorstehende eigene Hochzeit sein. Negativer Stress sind Belastungen, Existenzangst, Zeitnot und allgemein das Gefühl, einem sehr hohen Druck ausgesetzt zu sein. Was man als Stress wahrnimmt, ist individuell verschieden.
Burnout gilt als Managerkrankheit. Doch es kann jeden treffen, oder?
Ich kann als Professor Burnout haben, aber auch als Raumpfleger. Burnout hat immer etwas mit einer langen Zeit der Überanstrengung und Belastung zu tun. Es ist meist ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, nicht nur auf der beruflichen Ebene. Bedeutend sind auch die persönliche Lebenssituation und die Kombination von individuellen Eigenschaften und privaten und/oder beruflichen Sorgen.
Können wir dem Ausbrennen vorbeugen?
Generell sollte man im immer gut überlegen und nachdenken: Passen meine eigenen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Ressourcen mit den privaten und beruflichen Anforderungen überein? Sind meine Ziele realistisch und durchführbar? Ebenso sollte man auf die Balance achten: Für alles, was mich nachhaltig überanstrengt und mir Kraft nimmt, brauche ich einen Ausgleich. Wer merkt, dass er häufig gereizt, unkonzentriert und ungeduldig ist, sollte unbedingt gegensteuern. Aber leider gibt es auch individuelle Schicksalsschläge, die ein rechtzeitiges Gegensteuern und Vorbeugen nicht möglich machen.