Alltagsstreit

Geschrieben von Berthold Glauer-Voß | Veröffentlicht in Schlei.Journal | am

Wir streiten uns zu viel. Es geht darum, was wir in der Freizeit tun, um unser berufliches Engagement, um die gerechte Aufteilung der Kinderbetreuung und Hausarbeit und wie wir miteinander umgehen. Häufig klären wir nichts und tun uns mit Worten und Gesten nur weh…

Streit in einer Partnerschaft ist normal. Entscheidend ist, wie gestritten wird. Häufig ist Streit destruktiv, wenn die aktuelle Belastung der Partner sehr hoch ist. Zum Beispiel durch Beruf, Kindererziehung, Hausarbeit, finanzielle Probleme und so weiter. Dazu kommt wohlmöglich noch ein permanentes schlechtes Gewissen, weil man seinen Ansprüchen hinterherhinkt und sich zwischen Beruf und Familie und Partnerschaft aufreibt. Unterschiedliche Bedürfnisse und Ansprüche der Partner kommen noch obendrauf, und dann kracht es selbstverständlich im Beziehungsgebälk. Man ist frustriert, fühlt sich nicht genügend unterstützt vom Partner – und die Kommunikation untereinander wird immer schlechter. Es gibt in der Regel keine schnellen und vollumfänglichen Lösungen. Aber trotzdem kann man Einfluss nehmen. Zum Beispiel bei seinen eigenen hohen Ansprüchen an Perfektionismus in allen Lebensbereichen. Und vor allem kann und sollte die Partnerschaft helfen, wenn die Belastung besonders hoch ist. Dies geht aber nur, wenn das Paar konstruktiv und lösungsorientiert streitet. Beispiele: Verzichten Sie auf Verallgemeinerungen und Du-Sätze wie: „Immer ist Deine Arbeit Dir wichtiger.“ Formulieren Sie besser Ihre Kritik über eine konkrete Situation: „Du hattest versprochen, heute mit den Kindern ins Freibad zu gehen. Das hat nicht geklappt und das ärgert mich.“ Botschaften wie „Du bist immer unpünktlich“ drängen den anderen immer in die Defensive – und in die Position des Angegriffenen. Besser wäre es, Sie sprechen von Ihren Gefühlen: „Ich bin sauer, weil ich heute lange auf Dich warten musste, obwohl wir verabredet waren.“ Und bleiben Sie mit Ihren Beschwerden in der Gegenwart, alte Sünden sollten Sie sich und Ihrem Partner möglichst schnell vergeben – sonst vergiften diese Ihre Beziehung langfristig. Und es kann nie schaden, wenn beide Partner sich angewöhnen, negative Situationen zeitnah durch mehrere positive Taten, Worte und Gesten auszugleichen.