Weniger ist mehr
Nach mehreren gescheiterten Beziehungen dachte ich, dass ich nun meinen Traumpartner gefunden habe und die glücklichste Beziehung auf Erden führe. Doch ich merke, dass wir uns nicht mehr im siebten Himmel befinden. Mein Freund enttäuscht mich immer häufiger dadurch, dass er Entscheidungen anders trifft, als ich es tun würde. Und er kränkt mich auch damit, dass er sich in Angelegenheiten, die uns beide betreffen, anders verhält, als ich es erwartet hätte...
Ja, irgendwann kommt der „gefühlte Absturz“ und wir befinden uns nicht mehr im siebten Himmel. Das ist normal und jede Beziehung muss einen passenden Umgang damit finden. Zum Beispiel indem man sich mit Unterschiedlichkeiten bewusst auseinandersetzt, ohne den Anspruch zu verfolgen, den Partner zu besiegen und sich hundertprozentig durchzusetzen. Manchmal gibt es natürlich auch gegensätzliche Auffassungen und Ansichten, die unüberbrückbar sind und zum Bruch einer Partnerschaft führen. Doch bei vielen Konfliktfeldern sind häufig nur ein Innehalten, eine objektive Reflexion der Gesamtsituation und die Bereitschaft zur persönlichen Weiterentwicklung notwendig, um nicht den absoluten Schlussstrich ziehen zu müssen. Weiterentwicklung kann die Erkenntnis bedeuten, dass mein Partner nicht so sein muss, wie ich es bin, obwohl ich die Sehnsucht habe, dass wir Seelenverwandte sind. Also, überhöhte Ansprüche an eine Liebesbeziehung zu überprüfen und anzupassen. Auf vielen Radiosendern läuft gerade ein amüsantes, nüchternes Elektropop-Liebeslied von Philipp Dittberner & Marv. Es heißt „Wolke 4“. Ich interpretiere es so, dass im siebten Himmel oder auf Wolke 7 zu schweben, ein zu hohes Ideal ist. Der Songwriter geht sehr pragmatisch und klug an das Thema Partnerschaft heran – und wünscht sich einen Beziehungsstatus auf Wolke 4: „Lass uns die Wolke 4 bitte nie mehr verlassen. Weil wir auf Wolke 7 viel zu viel verpassen. Ich war da schon ein Mal, bin zu tief gefallen! Lieber Wolke 4 mit Dir als unten wieder ganz allein...!“