Auch eine Form von Gewalt…

Geschrieben von Berthold Glauer-Voß | Veröffentlicht in Schlei.Journal | am

Mein Mann verliert in Konfliktsituationen oft die Kontrolle, wenn er auf mich wütend ist. Dann brüllt er mich an, verspottet, beschimpft, erniedrigt und beleidigt mich und meine Familie. Ich bin dann eingeschüchtert und schockiert. Nicht selten habe ich Angst, obwohl er mich nicht schlagen würde. Ansonsten ist er der charmante, nette, erfolgreiche, sozial engagierte und auch liebevolle Partner. Wie kommen wir aus diesem Teufelskreis heraus?

Es gibt viele Formen von Gewalt: Neben körperlicher, sexueller, sozialer und wirtschaftlicher gibt es auch die verbale Gewalt, die Sie beschrieben haben. Meist wird sie dafür eingesetzt, Macht und Kontrolle auszuüben. Betroffene und Täter können Männer und Frauen jedes Alters, jedes Bildungsstands sein. Verbale Gewalt in Beziehungen sollte immer ernst genommen werden, denn sie hinterlässt seelische Narben und zerstört Vertrauen. Wenn Sie Angst haben, nehmen Sie diese Angst ernst. Wenn Sie sich bedroht fühlen, ist es ein deutliches Zeichen, dass Sie bedroht sind. Und es braucht dann keine deutlicheren Warnsignale! Zunächst ist es wichtig, die Frage zu klären, ob Ihr Mann auch bereit ist, an einem Ausstieg aus diesem Teufelskreis mitzuwirken. Unabhängig davon, ob Sie mit zu seiner Wut beitragen, muss Ihr Mann lernen, bei Konflikten nicht die Kontrolle zu verlieren und nicht verbal gewalttätig und bedrohlich Ihnen gegenüber zu sein. Ebenso notwendig ist es, dass Sie Ihren gemeinsamen Streitstil unter die Lupe nehmen. Oftmals entsteht durch das schlechte Zusammenspiel bei Auseinandersetzungen ein Teufelskreis. Zum Beispiel, weil ein Partner nur noch „mauert“ und der andere dann immer lauter, provozierender und/oder aggressiver wird, um auf diese Art und Weise doch noch zum Partner durchzudringen – was unweigerlich dazu führt, dass der eine noch mehr mauert, und dies wiederum dazu, dass der andere nochmals verletzender verbal entgleist. Ist die Situation schon so verfahren, schaffen es die meisten Paare nicht, ohne externe Unterstützung einen nachhaltigen Ausweg zu finden.