„Schmoller“

Geschrieben von Berthold Glauer-Voß | Veröffentlicht in Schlei.Journal | am

Meine Partnerin bringt mich zur Verzweiflung, wenn Sie aus ihrem wunderschönen Kussmund stundenlang eine kalte, anhaltend unnahbare Schmolllippe macht. Nichts geht dann. Meine einfühlsamen Nachfragen nach ihrem Befinden werden schnippisch und beleidigt mit „Nö, es ist nichts…!“ beantwortet. Mittlerweile bin ich nur noch darauf bedacht, bloß keinen Fehler zu machen, mich dauernd zu entschuldigen und alles so harmonisch wie nur möglich zu gestalten. Das halte ich auf Dauer aber nicht aus!

Sie sollten sich nicht verstellen, nur weil die Möglichkeit besteht, dass Ihre Partnerin eine unangenehme Waffe einsetzen könnte. Bleiben Sie authentisch. Falls Ihre Partnerin mal wieder beleidigt schmollt, dann reagieren Sie wie bisher. Sie fragen nach der Ursache oder danach, ob Sie etwas Gutes für sie tun können. Mehr können Sie in diesem Moment nicht machen.
Wahrscheinlich wird Ihre Freundin danach immer noch schmollen. Dann haben Sie die Wahl, bei ihr zu bleiben oder sich alleine einen schönen Tag zu machen. Sie können Ihrer Partnerin auch durch geschicktes Vorgehen schrittweise den Ausstieg aus der Schmollphase erleichtern. Zum Beispiel einen Ortswechsel vorschlagen, sich mit Freunden treffen, usw.

Männer und Frauen schmollen, weil sie sich (oft auch wegen Kleinigkeiten) verletzt und unverstanden fühlen. Und zwar so sehr, dass sie auch richtig wütend sind. Ihre Wut können die „Schmoller“ aber nicht adäquat zum Ausdruck bringen, weil Wut meistens unpopulär ist und die Ursache Wut nicht immer rechtfertigt.
„Schmoller“ haben oft die auslösende Situation und ihre Reaktion darauf selbst noch nicht für sich reflektiert. Sonst würden Sie nicht schmollen und könnten ihre Verletzung in Worten Ausdruck geben und so Konflikten einen anderen Ausgang ermöglichen. Übrigens: Die nach der Schmollzeit einkehrende Erleichterung darüber, dass diese Phase endlich überstanden ist, führt leider oft dazu, dass Paare sich nicht mehr die Zeit nehmen, darüber zu sprechen, was denn eigentlich wirklich los gewesen ist.