Auf ein Wort: Alltagstrott

Geschrieben von Berthold Glauer-Voß | Veröffentlicht in Schlei.Journal | am

Ich bin mit meinem Freund zusammengezogen. Wir haben diesen Schritt gut überlegt und uns darauf gefreut. Das Zusammenwohnen ist jedoch schwer aushaltbar. Wir nerven uns an. Mich stört es, wie er die Hausarbeit erledigt, und er regt sich über meine herumliegenden Kleidungsstücke auf, oder dass ich nie den Briefkastenschlüssel am gleichen Ort ablege. Die Folgen sind Vorwürfe, genervte Blicke und Tonlagen. Auf jeden Fall schlechte Stimmung.

Herzlich willkommen im Alltag. Streit um alltägliche Versäumnisse und Aufgaben sind keine Ausnahmeerscheinung bei Paaren, die neu zusammenziehen. Aber auch eingespielte Dreamteams kennen solche Situationen, selbst nach Jahrzehnten langer Beziehung. Jeder kommt mit seiner individuellen Art und Weise, Aufgaben zu erledigen, in die Partnerschaft. Quasi treffen immer verschiedene „Kulturen“ aufeinander: Der eine spült beim Abwasch erst die Gläser und dem anderen ist es wichtig, stets mit dem Besteck zu starten. Der eine bügelt Jeanshosen immer von links und der andere…

Es gibt selten Paare, die von Anfang an alles identisch angehen und erledigen. Und man gleicht sich auch nie hundertprozentig an. Das hat im Alltag die Folge, dass man voneinander genervt sein kann, weil die große Liebe etwas „verkehrt“ oder „verkehrtherum“ macht. Wenn durch die Andersartigkeit Ärger aufkommt, hilft es, den Partner nicht darauf zu reduzieren, wie er seine Aufgaben bewältigt und Angewohnheiten pflegt. Gehen Sie aufeinander zu. Jeder sollte sich bewegen – und abwägen, worauf er verzichten kann und was durchaus beim anderen akzeptierbar ist. Achten Sie darauf, dass es bei Thema Haushalt und Co. nicht um einen Machtkampf geht. Reflektieren Sie Ihre Widerstände und Angewohnheiten. Und erschaffen Sie sich so Ihre gemeinsame Alltagskultur.