Auf ein Wort: Altlasten

Geschrieben von Berthold Glauer-Voß | Veröffentlicht in Schlei.Journal | am

Krisen und ungeklärte Beziehungen zu Familienangehörigen, Ex-Partnerinnen prägen das Leben meines Partners. Ich hab’s satt, wie er mit seinen Konflikten und Krisen umgeht. Als Paar haben wir dadurch in unserem Alltag enorme Probleme, weil seine Geschichte oft Auslöser für Streitereien ist. Ich selbst habe eine Psychotherapie gemacht. Das Reden tat gut, ich konnte Zusammenhänge erkennen, Beziehungen klären und lebe seitdem glücklicher und ausgeglichener. Ich finde, mein Partner muss dringend auch eine Therapie machen, aber ich kann ihn einfach nicht davon überzeugen …

Als Partner kann ich höchstens gut zureden und – wenn vorhanden – meine eigenen positiven Erfahrungen mit einer Psychotherapie erwähnen. Überreden sollte ich meinen Partner aber nicht. Und ich darf auch nicht von ihm verlangen, den gleichen Lösungsweg zu verfolgen, den ich zuvor gewählt habe. Eine Psychotherapie bietet sicherlich gute Chancen, aber nur, wenn sie freiwillig in Angriff genommen wird.

Jeder Mensch geht mit einem Rucksack von Erlebnissen, Belastungen und Gefühlen durchs Leben. Auch in seine Liebesbeziehungen. So ein Rucksack ist ganz unterschiedlich gefüllt. Der eine ist leicht, der andere ist (sehr) schwer. Nach und nach wird dieser Rucksack dem Partner immer deutlicher. Als Partner in einer Liebesbeziehung kann ich so einen Rucksack nicht ignorieren, aber ich kann ihn auch nicht entrümpeln oder dies vom Träger verlangen. Höchstens kann ich es mir wünschen und darauf hinweisen (nicht: drohen), dass ich Angst davor habe, dass durch dieses Gepäck die Liebe gekillt wird. Wenn ich mich dazu entscheide, den Rucksack meines Partners mitzutragen, ist das eine große Unterstützung für den Belasteten. Aber nur der Rucksackträger selbst hat es in der Hand, wie er mit seiner Geschichte und (Alt-)Lasten umgehen möchte.