Warnsignal: Untreue

Geschrieben von Berthold Glauer-Voß | Veröffentlicht in Schlei.Journal | am

Lebenslange Treue war und ist immer noch ein Paar-ideal. Zu Beginn einer Partnerschaft haben Mann und Frau sich gegenseitige Treue versprochen. Für viele gehört Treue zur Liebe und umgekehrt. Doch wenn die statistischen Erhebungen stimmen, dann kommt Untreue in den besten Beziehungen vor. Fast jeder Zweite bricht mit dem Treueversprechen. Frauen gehen fremd genau wie Männer.

Renate und Thomas sind seit vielen Jahren im Großen und Ganzen ein glückliches Liebespaar. Dann lernt Thomas eine andere Frau kennen. Sympathie ist sofort vorhanden. Gegenseitig findet man sich sehr attraktiv. Es entwickelt sich ein Flirt. Aber mehr ist nicht. Bei beiden entsteht ein gutes Gefühl. Beide haben die Erfahrung gemacht, dass man in besonderer Weise attraktiv ist und erleben nach längerer Zeit dieses Kribbeln im Bauch. Aber für Thomas steht fest: Ich liebe Renate und auch wenn ich nicht mehr so viele Schmetterlinge wie zu Beginn spüre, möchte ich ihr treu sein und lasse mich auf mehr nicht ein. Wer wünscht sich nicht so einen Partner?

Aber was wäre, wenn Thomas sich anders verhalten würde? Wenn er sich in seinem Leben mehr Zärtlichkeit wünscht und mehr prickelnde Intimität? Und Renate davon nichts weiß oder Thomas Wünsche nicht erfüllen kann oder möchte, weil sie andere Bedürfnisse hat. Was wäre, wenn Thomas Lust auf fremde Haut hat und sich in seiner Beziehung vernachlässigt fühlt oder das Gefühl hat, sexuell auszuhungern? Es ist dann nicht ausgeschlossen, dass Thomas sich gegenüber seiner neuen Bekanntschaft anders verhält. Und wenn sein Interesse an ein Abenteuer und/oder an einer Affäre entsprochen wird, besteht die Möglichkeit, dass Renate und Thomas eine heftige Beziehungskrise erleben.

Untreue ist verletzend

Fremdgehen bedeutet immer einen schwerwiegenden Einschnitt in einer Beziehung. Der betrogene Partner leidet und erfährt eine enorme Kränkung! Der erlittene Vertrauensbruch stellt oftmals alles Vorherige in der Beziehung infrage. Nachdem ein Partner betrogen wurde, muss vor allem das Vertrauen wieder aufgebaut werden, und das braucht Zeit, auch wenn man sich als Paar dazu entscheidet, nicht auseinanderzugehen. Wenn nur die “Schuldfrage“ gestellt wird und man die Ebene von moralischen Beschimpfungen und Vorwürfen nicht irgendwann hinter sich lassen kann, dann enden meistens Beziehungen durch Untreue. Somit nimmt man sich als Paar die Möglichkeit, an seiner Beziehungskrise zu wachsen und wieder zueinanderzufinden. Dies kann natürlich auch nur funktionieren, wenn beide persönlich zu hundert Prozent dazu bereit sind, an der Beziehung und an sich zu arbeiten.

Neubelebung der Beziehung

Das typische und bequeme Schwarz-Weiß-Denken bringt nichts voran, und schnelle Entscheidungen nehmen der Beziehung die Chance, wirklich etwas zu verändern. Das eigene Wunschbild, eigene Ansprüche an seine Zweierbeziehung werden dann zu schnell aufgegeben. Der oder die Untreue muss die Verantwortung für sein oder ihr Verhalten übernehmen, und der oder die Betrogene muss sich dafür entscheiden, das Erlittene irgendwann zu verzeihen. Erst dann kann ein langwieriger und notwendiger Prozess des Aufarbeitens beginnen, denn meist liegt die Ursache nicht außerhalb, sondern in der Beziehung. Jedoch liegen die Defizite nicht sofort auf der Hand. Geduld, Mut, Stärke, Offenheit und Ehrlichkeit werden gebraucht, um eine zunächst ungeklärte Situation auszuhalten und miteinander zu klären. Der Gewinn kann eine wirksame und nachhaltige Erneuerung der zuvor chronisch kränkelnden Beziehung sein.